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Meldung vom 24.05.2002 09:23 |
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Liebe ist nicht alles -- Computerviren zwischen Kult
und Chaos Augenfälligste Exponate sind indes auf große Fahnen gedruckte
Kunst-Viren, die vom italienischen Künstler/Programmierer-Kollektiv
epidemiC für die Biennale 2001 in Venedig entwickelt wurden. So erzählt
ein durchaus schädlicher (datenlöschender) Virus in seinem Source-Code die
Geschichte von einem Virus, der auf eine Party geht und Spaß hat. Für Eric
Chien, Leiter der Symantec Security Response, ist diese Darstellung
problematisch. "Kunst suggeriert etwas Harmloses, was dieser Virus nicht
ist. Auch wenn er nicht "in the wild" ist, so ist er doch von der Gruppe
verschickt worden", erklärte Chien gegenüber heise online. Verwischt wird
die Grenze auch durch Exponate zum Obfuscated C Code, wie dem von Chris
Banks programmierten Flieger.
Neben den Exponaten gibt es eine instruktive historische Tafel zur
Geschichte der Computerviren, die mit dem Aufsatz des Wissenschaftlers
John von Neumann über "Theory and Organization of Complicated Automata"
einsetzt, den dieser 1949 veröffentlichte. In ihm beweist von Neumann die
Möglichkeit, dass sich Computerprogramme selbst reproduzieren können: Der
Computervirus entstand zeitgleich mit den ersten Computern.
Etwas kurz kommen die schon im Titel genannten Hacker weg, deren
Programmier-Kunststückchen allzu einfach dem Viren-Lager zugerechnet
werden. Die Ausstellung, die symbolträchtig genug am 23. 5. (in memoriam Karl Koch) eröffnet wurde, geht wenig darauf
ein, dass Hacker oftmals die Sicherheitslücken aufspüren, die dann von
Vireoprogrammierern genutzt werden. Bleibt dem Besucher dieser
Zusammenhang verborgen, so dürfte es ihm bei der Anti-Mafia ähnlich
ergehen. Mit dieser "Action Sharing-Software" von epidemiC, einer auf
Gnutella basierenden Demonstrations-Software, sollen die Besucher LOVE
praktizieren, ausgeschrieben "Last Option Versus Enterprises". So soll
gezeigt werden, dass Viren mehr als Computerprogramme sein können, dass es
kulturelle Viren oder Memes geben kann, die in einem Netzwerk der
Meinungen flottieren können.
"Wir wollen digitale Alltagskultur vermitteln, aber auch zeigen, wie
eng Sprache und Codierung zusammenhängen", bestimmte Ausstellungsmacherin
Franziska Nori das Konzept. Hat es Erfolg, soll schon im Herbst die
nächste Software-Ausstellung folgen. Die Ausstellung ist vom 23. Mai bis
13. Juni im Museum
für Angewandte Kunst, Schaumainkai 17 in Frankfurt, jeweils Dienstag
bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr zu sehen. Eintrittspreis 5 Euro. Zur
Ausstellung ist für 20 Euro ein schmaler Katalog zu haben, in dem
klassische Texte zur Virenproblematik und Überlegungen der beteiligten
Künstler abgedruckt sind. (Detlef Borchers) / (jk/c't)
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