A song-swapping timeline - 1.1


Luca Lampo & Marina Serina - [epidemiC]




"There is a thing, and they call it M.P. three
And our fans can get our music for free... Yeah!"
- Bob Cesca, Metallica parody -



Technische Entstehung und die Underground-Anfänge von MP3.

1992. Die Moving Pictures Experts Group genehmigt MPEG-1 als Standard für Digitalspeicher und Retrieval für bewegte Bilder und Töne. MPEG Audio Layer III, auch MP3, speichert hochwertige Audio-Clips von CDs.


MP3

MPEG 1 oder 2, Layer 3 oder MP3 ist ein Audiokompressionstandard, der Tracks von einer Audio-CD in einer digitalen Datei von einem Zehntel der ursprünglichen Größe komprimieren kann. Dann können Songs problemlos auf der Festplatte eines jeden PC gespeichert werden, ohne dass es zu einem Verlust an Tonqualität kommt. User können ihre Musiksammlung an ihrem Computer, an einer dem PC angeschlossenen Stereoanlage oder mit Hilfe eines Internet-Radiosenders verwalten. Da die MP3 sehr klein ist, können mehrere Stunden Musik auf ihr gespeichert werden, nicht wie bei der traditionellen CD nur ca. eine Stunde.


1993. In Kalifornien entsteht auf einem Universitätsserver ein erstes Archiv mit Musikdokumenten. "Seit November 1993 hat das Internet Underground Music Archive (IUMA) mit der Komprimierung von Audiodokumenten im international standardisierten MPEG Audio Format zur Verbreitung von Musik im Internet beigetragen. Wegen des rasanten Wachstums des Internet (es gibt heute 20 Millionen User, monatlich kommen circa 1 Million dazu) erwarten wir, dass das Internet Underground Music Archive Ender der 90er Jahre der Mehrzahl aller Computernutzer zugänglich sein wird. Unser Ziel ist, eine öffentlich zugängliche, schnelle Internetseite aufrecht zu erhalten, die Musik, Kunst und Information zu allen Musikern, Bands oder Gruppen archiviert, die möchten, dass ihre Musik international frei verteilt wird ..."
IUMA (sunsite.unc.edu, Santa Cruz, California) wird später zu Radio-IUMA (iuma.com), eine noch heute existierende Internetseite.

1994/1997. Das "MP3 Audio Consortium" (M3C,barista.stanford.edu/m3c/)wird gegründet, eine Mailing Liste, die als Diskussionsplattform zu MP3 genutzt wird.
"... Keiner von uns hatte ein wirkliches Interesse daran, illegal Musik zu kopieren; wir waren einfach davon begeistert, dass das Medium cool war. Wir entschlossen uns, ein offizielles Quorum zur Diskussion dieser Angelegenheit zu bilden, das MP3 Audio Consortium (eigentlich hieß es The MPEG-3 Audio-Consortoim, bis Tristan Savartier von mpeg.org uns darauf hinwies, dass es MPEG-3 überhaupt nicht gab und MP3 eigentlich den MPEG Audio Layer 3 bezeichnete!). Eines unserer Mitglieder entwarf ein Logo, ich kümmerte mich um die Website und eine Mailing List. Unter dem Spitznamen M3C wuchsen wir rasch an." (Aus einem Interview mit dem Gründer von M3C).

Tomislav Uzelac von "Advanced Multimedia Products" programmiert die erste Software für einen Player, der MP3-Dateien abspielen kann, die "AMP MP3 Playback Engine" [3].

Justin Frankel und Dmitry Boldyrev verlassen die Universität von Utah, um Winamp zu programmieren, eine freeware-Software für Windows, die zum beliebtesten MP3-Player werden sollte [3].

Dokumente im MP3-Format beginnen im Internet aufzutauchen, auf Univesitätsservern, Homepages von Begeisterten, auf Sites der "Warez Scene", IRC-Kanälen, bei Free-Webspace-Diensten (idrive.com, freedrive.com), Hotline-Servern, vor allem aber auf FTP-Servern, wo Seiten wie ftpsearch.com, palavista.com und look4mp3.com effektive Suchdienste anbieten.

Michael Robertson kauft die Domain "MP3.com" für Tausend Dollar von Paul Martin ab [3].

MP3.com wird im November 1997 gegründet; 3000 Songs können kostenlos heruntergeladen werden. In den folgenden 12 Monaten wird sie zur beliebtesten Musikseite im Internet, 3 Millionen Zugriffe werden monatlich verzeichnet.


Wirtschaftslobbys, Anfänge des Konflikts "Eigentum gegen Freiheit".

1998. Der erste MP3-Player erscheint auf dem Markt. Sein Name: "Mpman", eine Anspielung auf Sonys ersten Walkman [1].

Mit dem Einverständnis der Autoren, stellt MP.com "Sleeping with an Angel" und "Find a Way", zwei neue Tracks von Billy Idol ins Netz. Capitol Records erhebt Einspruch und erreicht, dass schnell wieder aus dem Netz genommen werden [1].

Chuck D. stellt unveröffentlichte tracks aus dem neuen Album "Bring the Noise 2000" von Public Enemy zum kostenlosen Downloaden ins Netz. Sein Label "Def jam", ein Sublabel von PolyGram zwingt ihn dazu, sie wieder aus dem Netz zu nehmen. Daraufhin steigt er aus seinem Vertrag aus [1].

Chuck D. stellt unveröffentlichte tracks aus dem neuen Album "Bring the Noise 2000" von Public Enemy zum kostenlosen Downloaden ins Netz. Sein Label "Def jam", ein Sublabel von PolyGram zwingt ihn dazu, sie wieder aus dem Netz zu nehmen. Daraufhin steigt er aus seinem Vertrag aus.

Oktober 1998. Fünf Pioniere des schnell wachsenden Markts für Musikdownloads (GoodNoise, MP3.com, MusicMatch, Xing Technology und Diamond Multimedia) verkünden die Gründung der MP3 Association, eine Industry Trade Group, die sich mit der fortdauernden Entwicklung und Adaption des MP3-Standards befasst. Die MP3 Association hat drei vorrangige Ziele: die MP3-Technologie soll als das digitale Musikformat der Zukunft beworben werden, Konsumenten sollen über MP3 und deren legalen Gebrauch belehrt werden. Außerdem sollen Musikern und Entwicklern neue kreative Wege eröffnet werden. Die MP3 Association wird vom 2.- 4. November 1998 bei der Webnoize-Konferenz in Los Angeles ausstellen.


GoodNoise Corporation, sitz in Palo Alto, CA, ist eine Internet-Record-Company, die das Internet als Plattform für den Verkauf und die elektronische Lieferung von Musik benutzt. Mit ihrem überzeugenden Repertoire an führenden alternativen und modernen Rock-Künstlern bietet die Goodnoise-Website Musikfans eine einfache und bequeme Möglichkeit, die interessanteste aktuelle Musik zu testen und zu kaufen.

MP3.com, sitz in San Diego, CA, wurde im November 1997 von Michael Robertson gegründet. Mit über 3.000 Songs zum Download wurde MP3.com für 3 Millionen Besucher monatlich schnell zur führenden Internet Seite für Musikdownloads. Bis heute wurden mehr als 5 Millionen Songs von MP3.com herunter geladen, wo das DAM-Programm (Digital Automatic Music) Künstlern digitale Verbreitung mit 50% Gewinnanteil anbietet. Über 1.000 Künstler und 100 Labels nehmen aktiv an MP3.com als Werbung für ihre Musik teil.

MusicMatch, sitz in Camas, WA, wurde im Februar 1997 gegründet. Die Firma entwickelt vollständig auf MP3 ausgerichtete digitale Klanglösungen, mit deren Hilfe man multimediale PCs zu leistungsstarken Komponenten von Stereosystemen machen kann.

Xing Technology Corporation, sitz in San Luis Obispo, CA, ist der führende Provider von MPEG Audio- und Digitalsoftware. Seit der Gründung im Jahre 1990 ist Xing leitender Erfinder aufkommender Medienstandards, einschließlich MPEG-2 Video, DVD und MPEG 1 oder 2, Digital Audio Layer 3 (MP3).

Diamond Multimedia Systems, sitz in San Jose, CA, führt den interaktiven Multimedia-Markt mit fortgeschrittenen Lösungen für Heim-, Büro- und professionelle Desktop-Computernutzer an. Sie können von ihrem Desktop und im Internet auf überwältigende neue Medieninhalte zugreifen, sie schaffen und erleben. Diamonds neuer Rio PMP300 ist ein tragbarer, leichter digitaler Music Player, mit dem sich bis zu 60 Minuten digitaler hochwertiger Musik speichern und mixen lassen und bis zu acht Stunden Stimmen aus dem Internet oder einem PC. Das Gerät benutzt MP3-Kompression und zeichnet sich durch ein einfaches Interface aus, um Dateien problemlos auf den PC transferieren und konvertieren zu können.


Die Recording Industry Association of America (RIAA) bringt Diamond Multimedia vor Gericht und verlangt den Auslieferungsstopp für den "Rio MP3 Player". RIAA wirft Diamond vor, den Audio Home Recording Act (AHRA) von 1992 verletzt zu haben und damit Musikhäusern schwere wirtschaftliche Verluste zugefügt zu haben. Das vorläufige Urteil weist die Anfrage der RIAA zurück; der tragbare Player wird weiter verkauft und zwar bis zu einer durchnittlichen Wochenverkaufszahl von 10.000 Stück.
Diamond wiederum verklagt die RIAA wegen Verletzung der Antitrust-Regelungen, Verleumdung und unlauteren Wettbewerbs. Der Schlussspruch des Gerichts von Kalifornien im Juni 1999 sichert der Diamond Multimedia auf Grundlage einer vorhergehenden Entscheidung, Betamax VCR (Video Cassette Recorder) von Sony 1984 betreffend, den Sieg zu. Sony wurde damals beschuldigt, Piraterie zu ermutigen, gewann jedoch den Prozess, weil bewiesen werden konnte, dass man mit Betamax VCR zwar Kopien von Raupkopien machen konnte, dies jedoch weder der typische Gebrauch des Geräts war noch das Ziel, zu dem es entworfen und realisiert wurde. Kurz, es wäre ungerecht gewesen, Betamax VCR wegen eines möglichen Gebrauchs zu illegalen Zwecken zu bestrafen.


RIAA - (riaa.org)

The Recording Industry Association of America (RIAA) wurde 1952 gegründet. Die RIAA ist die Handelsgruppe, die die US-amerikanische Plattenindustrie repräsentiert. Ihr Ziel ist es, ein Geschäfts- und Rechtsklima zu schaffen, das die kreative und finanzielle Vitalität ihrer Mitglieder unterstützt und fördert. Mitglieder sind Plattenfirmen, aus den bedeutendsten internationalen Musikindustrien. RIAA©- Mitglieder produzieren und/oder vertreiben circa 90% aller legitimen Tonaufnahmen, die in den USA produziert und verkauft werden. Neben dieser Zielsetzung arbeitet die RIAA an dem weltweiten Schutz des geistigen Eigentums; sie will die Konsumindustrie und die technische Forschung leiten; staatliche und föderative Gesetze, Regulierungen und Richtlinien sollen überwacht und geprüft werden. Zu den größten Plattenhäusern, die von der RIAA repräsentiert werden, zählen: Sony, EMI, BMG, Time Warner, Warner Music, Seagram, Universal, Bertelsmann.


Audio Home Recording Act (AHRA)

1992 unterzeichnet Präsident Bush den "Audio Home Recording Act". Von vielen als historischer Kompromiss betrachtet, ist der ARHA das erste offizielle Dokument, das dem Konsumenten ein Gebrauchsrecht und dem Verkäufer das Verkaufsrecht für alle Geräte, die aufnehmen oder vervielfältigen können, sei es auf analoge oder digitale Art, zugesteht.
Die Möglichkeit der Vervielfältigung ist auf den Privatgebrauch beschränkt, und so erlaubt der ARHA nur eine erste Generation an Kopien, verbietet jedoch die serielle Nutzung des Geräts zu kommerziellen Zwecken.
In dem Kompromiss ist die Zahlung einer mäßigen Steuer vorgesehen, die von der ersten "Person" aufgebracht werden soll, die in den Verbreitungsprozess verwickelt ist, die Produktionsfirma oder das Importhaus; keine geldwerte Entschädigung wird vom Verkäufer oder vom Endnutzer verlangt. Die als prozentualer Anteil vereinbarte Summe wird vom "Register of Copyrights" und dem "Librarian of Congress" verwaltet: zwei Drittel gehen an den Sound Recordings Fund und der Rest an den Musical Works Fund.


Digital Millennium Copyright Act (DMCA)

Der DMCA (Digital Millenium Copyright Act) ist ein Gesetz, das von der Regierung Clinton am 28. Oktober 1998 auf Grundlage der Vorschläge der WIPO (World Intellectual Property Organization) erlassen wird.Es besteht aus fünf Artikeln, die dem Schutz und dem Urheberrecht im digitalen Zeitalter gewidmet sind. Der erste Artikel des DMCA befasst sich besonders mit den technologischen Aspekten des Urheberrechts und definiert neue Straftatbestände:
  • Umgehung der technologischen Schutzmaßnahmen (sowohl bezüglich des Zugangs als auch der Kopie von geschützten Daten). (Circumvention of Technological Protection Measures).
  • Verletzung der Verwaltungsintegrität der Informationen bezüglich des Urheberrechts. (Integrity of Copyright Management Information).
Der DMCA verbietet die Schaffung und den Verkauf von Geräten oder Dienstleisungen, die eines der oben genannten Verbote betreffen; man muss jedoch betonen, dass die Kopie geschützter Arbeiten von dem Gesetz nicht ausdrücklich negiert wird. Der Norm zum Urheberrecht zufolge kann die Kopie in bestimmten Fällen als korrekte Nutzung (englisch "fair use") des geschützten Werks betrachtet werden.

Es bleibt die Frage der Copyright Management Information (CMI). Es geht um nichts anderes als eine Art elektronisches Kennzeichen, das Informationen zum in Frage stehenden Werk enthält, zum Autor, dem Inhaber der Rechte und ähnlichem. Zum Glück ist es dem CMI strengstens verboten, Informationen über den User anzugeben, der das Objekt besitzt.Auch in diesem Fall sieht das Gesetz zwei mögliche Straftatsbestandsarten vor:
  • Falsifizierung der Copyright Management Information (CMI).
  • Beseitigung oder Abänderung der Copyright Management Information (CMI).


Hilary Rosen von der RIAA berichtet von "80 Webseiten, die meisten aus Amerika, mit über 20.000 MP3-Files, 99% davon unautorisiert" [3].

Die Beastie Boys ermöglichen den freien Zugang auf ihrer Webseite zu fünf MP3-Files, es sind Live-Versionen des Titels "Intergalactic", einem unveröffentlichten Track. Capitol Records verlangt die unverzügliche Entfernung der Files und nachdem die Gruppe damit droht, ihren Vertrag aufzulösen, werden sie dazu überredet, das Format in ein Streamin-Format zu ändern [3].

Dezember 1998. In New York stellt die RIAA in einer Pressekonferenz das Projekt SDMI, "Secure Digital Music Initiative", vor. Das Ziel von SDMI ist, ein globales Schutzsystem für musikalische Werke zu schaffen, die digital reproduziert wurden. Die heutige Technik gestattet tatsächlich, digitale Kopien anzufertigen, die vom ebenfalls digitalen Original nicht mehr unterscheidbar sind. Dies befördert die Produktion und Verbreitung von Werken, ohne dass Autoren, Interpreten, Produzenten und Musikhäuser die ihnen zustehenden Gewinnanteile erhalten.
Die Anpassung der Produktionshäuser (von Software und Hardware) an die von der SDMI vorgeschlagenen Verhaltensregeln müsste eine Verbreitung von digitalem Audiomaterial gewährleisten, die im Einklang steht mit den Gesetzen zum Schutz des geistigen Eigentums.


Secure Digital Music Initiative (SDMI) - (sdmi.org)

Die Secure Digital Music Initiative ist ein Forum, das über 200 Firmen und Organisationen zusammengebracht hat, die Vertreter der Informationstechnologie, Elektronikkonsumenten, Sicherheitstechnologie, der weltweiten Schallplattenindustrie und Anbieter von Internetdiensten vereinen.

Ziel von SDMI ist, offene Technologien zu entwickeln, die das Abspielen, Speichern und Verbreiten von digitaler Musik schützen, sodass ein neuer Markt für digitale Musik entstehen kann. Die open-technology-specifications von SDMI sollen:
  • Konsumenten einen bequemen Zugang, online und in neu entstehenden digitalen Distributionssystemen, zur Verfügung stellen,
  • Copyright-Schutz für Kunstwerke schaffen, und
  • die Entwicklung von neuen musikbezogenen Technologien und Geschäftszweigen fördern.


Januar 1999. Anfang 1999 ist die Zahl der Internet-Nutzer weltweit auf 150 Millionen gestiegen. Über 50% von ihnen kommen aus den Vereinigten Staaten.

Nach einer Studie des Musik-Webzines "Webnoize" erhöht sich der Bekanntheitsgrad des Begriffs "MP3" von 8% auf 60%. In der Liste der meistgesuchten Begriffe in Suchmaschinen schiebt sich "MP3" vor den Begriff "Sex" [1].

Mai 1999. Die RIAA übt bei einem Meeting in London strategischen Druck gegenüber Hard- und Softwareproduzenten aus; Ziel ist die Übernahme der SDMI-Spezifizierungen für die Entwicklung und das Geschäft der Online-Musik. SDMI-Hintermänner wollen, dass Hersteller den Auslöser für eine Zeitbombe in ihre Produkte einbauen, der bei späterer Aktivierung User daran hindern könnte, nicht SDMI-konforme Musik abzuspielen oder herunter zu laden. Die eingeladenen Company Houses beschränken sich jedoch auf das Angebot einer teilweisen, nicht direkten Kollaboration: neue MP3-Player werden Weihnachten auf dem Markt erwartet, eine Blockade der Produktion, um auf einen "time-bomb trigger" zu warten, würde einen gesamten wirtschaftlichen Produktionszweig in die Knie zwingen.

Juli 1999. MP3.com wird auf dem Aktienmarkt gelistet. Der Kurs öffnet mit 28 Dollar und schließt mit 72 Dollar [1].

Chuck D. veröffentlicht seine erste Single im MP3-Format, "Swindlers Lust", und bald darauf ein ganzes Album "There’s a poison going on", das in der ersten Woche seines Erscheinens kostenlos vom Netz gezogen werden kann [1].

September 1999. Die "SOUNDBYTING-Kampagne" von RIAA, die einen Kit für Universitäts-Administratoren und eine Website beinhaltet, liefert die wichtigsten Materialien für eine Diskussion über Musik im Internet. Sinn der Aktion ist, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass illegale Vervielfältigung und Verbreitung einem Diebstahl gleichkommen und ernsthafte ethische und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die RIAA möchte in ihren Materialien und auf der SOUNDBYTING-Website klar umreißen, was erlaubt ist, und informatives Material zum Copyright-Gesetz liefern.
"...Universitäten und Studenten lehren, Rechte von Musikern im Internet zu respektieren. Das Herunterladen der Musik von jemandem, dessen Erlaubnis man nicht hat, ist nicht nur gegen das Gesetz. Es ist ein Raub, ganz einfach." (von soundbyting.com).


MP3 und Peer-to-Peer: "Gratis-Musik!"


Peer-to-Peer (P2P)

Peer-to-Peer ist ein Netzmodell, bei dem jeder verbundene Computer einen dezentralisierten und paritätischen Dienst anbieten und verlangen kann. Bei P2P-Netzen mit "file-sharing"- oder "file-swapping"-Funktionen fordern oder senden die Computer Dateien und stellen Recherchedienste zu den gemeinsamen Dateien zur Verfügung.


November 1999. "Es gibt da ein cooles neues Tool, Napster, mit dem jeder eine öffentlich zugängliche FTP-Site einrichten kann - die vielen privaten MP3- Sammlungen, die jeder hat, die man aber bisher nicht teilen konnte, werden zugänglich gemacht ... RIAA sollte sich große Sorgen machen, weil User nicht immer eingeloggt sind, so dass man sie kaum rechtlich verfolgen können wird." (aus Slashdot Daily Report 11/17/1999).


Napster

Napster ist ein Peer-to-Peer-Protokoll, mit dem User, die das Client-Programm Napster nutzen, MP3-Dateien gemeinsam nutzen können. Das Programm kann man gratis von der Site napster.com herunterladen. Die Recherche nach Musiktiteln wird in den gemeinsamen Listen der User von einem zentralen Server aus gesteuert, der die Musikdokumente an den Index bindet und ihre Übertragung leitet. Der zentrale Napster-Server enthält nur die Liste der Songs, die von den Usern zur Verfügung gestellt wurde, die realen MP3-Dateien befinden sich ausschließlich in den Computern der einzelnen User und werden nie auf den Napster-Server verschoben. Die Firma hat angegeben, ihre Software diene dazu, MP3-Dateien im Netz leichter ausfindig zu machen.


Dezember 1999. In einem Prozess des U.S.District Court in Nordkalifornien beschuldigt die Recording Industry Association of America den Start-Up Napster, Bundes- und Staatsgesetze mit "beisteuernder und stellvertretender Verletzung des Copyright" gebrochen zu haben, da Napster ein Forum geschaffen habe, auf dem User online direkt von ihren PCs aus mit unautorisierten Musikdateien handeln können. Die Richterin Marylin Patel wird diesen Fall in den nächsten Wochen voraussichtlich wieder aufnehmen.

Auf Bitte der RIAA wird in nahezu zweihundert amerikanischen Universitäten der Gebrauch von Napster verboten. Januar 2000. MP3.com kündigt den "Instant Listening Service" an. Mit dem neuen Service kann man im Netz Musik anhören, die zuvor in einer Database von über 45.000 MP3-Dokumenten ausgewählt wurde. Der Zugang ist möglich über eine Registrierung und durch die Eingabe des Kaufbestätigungscodes. Der Kauf muss in einem Partnermusikgeschäft von mp3.com erfolgt sein. Ansonsten muss die Original-CD in den Player geschoben werden. Man kann auch einen personalisierten Account einrichten: "My MP3.com" und dort eine eigene "playlist" basteln, die man aus der gesamten Database zusammengestellt hat. Eine Woche, nachdem dieser Service eröffnet wurde, bringt die RIAA MP3.com vor Gericht. Die Anklage: Instant Listening Service würde zur Verletzung der vom DMCA definierten Copyright-Gesetze verleiten, da nichts den User daran hindern könne, sich den Zugang mit einer geliehenen CD zu verschaffen.

MP3.com verteidigt sich: die Songs, die zur Verfügung stehen, können nicht auf die Festplatte des Users kopiert werden, die Software bietet nur eine hörbare Version im MP3-Format an. Die Grundidee, erklärt die kalifornische Gesellschaft, ist, den entstehenden Online-Musikmarkt zu fördern, neue Dienstleistungen zu entdecken, neue Marketingstrategien, und neue Gelegenheiten für Musiker zu schaffen, für sich zu werben.
Im Februar reicht MP3.com eine Gegenklage ein, in der sie behauptet, dass die RIAA mit der Forderung nach der Schließung des Services und der Database versuche, sich einen Vorteil auf dem Markt der Online-Musik zu verschaffen. Das Urteil ergeht im Mai: MP3.com wird der Verletzung des Copyright vom Bundesrichter in New York, Jed Rakoff, für schuldig befunden. Das Unternehmen entschließt sich, die für illegal befundenen Dienste einzustellen und geht auf ein wirtschaftlich günstiges Abkommen mit dem Musikhaus EMI ein.
Am 18. August beginnt der Prozess am Bezirksgericht in New York. MP3.com wird dazu verurteilt, 250 Millionen Dollar an die Universal Music Group zu zahlen - ca. 25.000 Dollar pro benutzter CD.

März 2000. Gnullsoft ist die Sektion zur Open Source-Softwareentwicklung bei Nullsoft, der Produktionsfirma des beliebten Winamp (Software für MP3), die vor kurzem von America OnLine (AOL) aufgekauft wurde. Gnullsoft entdeckt die erste Version eines neuen, revolutionären Peer-to-Peer-Protokolls: Gnutella.
Die Website, auf der das Download für das Programm zu finden ist, wird bald von dem Unternehmen selbst geschlossen, aber die Veröffentlichung des Source Code erlaubt jedermann die Nutzung des Protokolls Gnutella zur Entwicklung weiterer Programme. Binnen kurzer Zeit sind Dutzende verschiedener Klon-Softwares von Gnutella im Internet verfügbar.


Gnutella

Gnutella ist ein Peer-to-Peer-Protokoll, das sich in einem wesentlichen Punkt von Napster unterscheidet: Die Recherche der gemeinsamen Files der User läuft nicht über einen zentralen Server, sondern nutzt das Peer-to-Peer-Netz selbst auf dezentralisierte Weise. Gnutella wurde entworfen, um sich dem gesamten Netz der Nutzer anzubinden, indem man mit irgendeinem von ihnen einen Link einrichtet. Kurz, der Gnutella-Client verbindet sich mit einem anderen Gnutella-Client, der wiederum dasselbe tut, und ähnlich dem Stille Post-Spiel verfährt man bei der Suche nach Dokumenten. Jeder Gnutella-Client ist wiederum ein Gnutella-Server. Diese Eigenschaft macht das Protokoll technisch und rechtlich unangreifbar. Gnutella gehört keinem Unternehmen, und jedwede Verantwortung kann nur dem Endnutzer angelastet werden: der Person, die den File teilt. Im Vergleich zu der zentralisierten Napster-Suche ist der einzige Nachteil bei Gnutella der hohe Konsum an Netzressourcen bei jedem einzelnen User. Außer MP3-Dateien ermöglicht Gnutella auch das Teilen jedes anderen Dokumententyps.


April 2000. Die Rockband "Metallica" verklagt Napster. Sie verlangt 100.000$ Schadenersatz für jeden Song von ihnen, der sich im Napster-Archiv findet. Die Anwälte der Rockgruppe identifizieren die User, die Songs der Band teilen und fordert Napster auf, ihnen den Zugang zum Netz zu verweigern.
Auf der Website "Campchaos" (www.campchaos.com/cartoons/napsterbad/) erscheint eine Reihe satirischer Cartoons, produziert von Bob Cesca, die Metallica in ihrer Napster-Angelegenheit erbarmungslos darstellen. Die Comicreihe wird im Netz äußerst berühmt. Die öffentliche Meinung ist gespalten: einerseits stellt man sich auf die Seite von Metallica und verteidigt die Urheberrechte. Andererseits wird auch Napster in Schutz genommen.

"Elton John and Paul McCartney join the anti-Napster front with a public campaign supported by British Music Rights with the slogan -Respect the Value of Music-" [3].

Es entsteht Zeropaid.com "The File Sharing Portal". Binnen kurzer Zeit wird es ein wichtiger Bezugs- und Informationspunkt und bietet Diskussionsmöglichkeiten für alle File-sharing-Begeisterte.

Mai 2000. Bei der Preliminaranhörung vertritt Richterin Marylin Hall Patel in San Francisco die Auffassung, dass Napster tatsächlich für die Verletzung der Urheberrechtsnormen verantwortlich ist.

Juli 2000. Das Bundesgericht bestätigt diese Entscheidung. Bis zum 28. Juli muss Napster vom zentralen Index alle vom Copyright geschützten Dokumente entfernen oder sich komplett zurückziehen.

Der RIAA-Napster-Prozess stößt in allen internationalen Medien auf großes Interesse und ruft eine unbeabsichtigte Nebenwirkung hervor. Von dem komplizierten Prozessgeschehen begriff die Mehrheit der Interessierten nur Folgendes: "Es gibt etwas, das sich MP3 nennt. Es bedeutet: GRATIS-MUSIK! Sie gibt es im Internet auf einer Site, die sich Napster nennt".
Zwischen Februar und Juli haben sich die Zugriffe auf Napster von einer Million auf nahezu fünf Millionen erhöht und damit alle Erwartungen übertroffen. Napster ist laut Media Metrix das bekannteste und am liebsten benutzte Internetprogramm. Die User, die sich in den USA von zu Hause aus bei Napster einwählen, machen sechs Prozent der PC-Besitzer mit Internet-Anschluss aus.
Legal oder illegal, das File-sharing wird zu einem kollektiven, sich wie ein Virus verbreitenden Phänomen. Sehr viele Songs und andere Musikformen werden im MP3-Format von den Swappers direkt von Audio-CDs digitalisiert. "Das ist der Nervenkitzel der gemeinsamen Nutzung!" (Agnese, Candida TV).
Dieses spontane "Data Entry", das es heute noch gibt, soll auf entscheidende Weise zur Verbreitung und Behauptung des Kompressionsformats MP3 beitragen. Jetzt lässt sich sagen, dass MP3 in jeder Hinsicht ein "Produkt" geworden ist.

August 2000. Der Napster-Anwalt David Boies legt Berufung ein, die auch bewilligt wird. Napster erhält eine Fristverlängerung und kann den Service bis zum endgültigen Urteil, das für den 18. August festgelegt ist, weiter anbieten. Die Berufungsverhandlung soll am 18. September stattfinden.

Bei der Berufungssitzung wendet der Anwalt von Napster die Strategie an, die schon beim "Betamax VCR" von Sony 1999 den Player Diamond Rio gerettet hatte. Napster erlaubt den Austausch von MP3-Dateien im Internet, aber nur ein Teil dieser Dokumente ist durch das Copyright geschützt. Napster wird also in den meisten Fällen auf legale Weise genutzt. Mit anderen Worten gebrauchen die meisten User Napster nicht dazu, um illegalen Handel mit CDs zu betreiben. Der angebotene Service ermutigt nicht zur Kopie, sondern hilft Usern, das zu finden, was sie suchen und regt zudem zum Kauf von Audio-CDs an.
Richterin Patel hatte in erster Instanz Napster verurteilt, da sie nicht der Ansicht war, dieses Gesetz könne hier angewandt werden, da es sich in diesem Falle nicht um die Produktion von Geräten, sondern von Software handelte.

September 2000. Die Clinton-Bürokratie erlässt in bezug auf Sektion 1008 des Audio Home Recording Act (AHRA) einen Amicus Brief. Ein Amicus Brief ist eine Rechtsbesprechung, die von Außenstehenden an ein Strafverfahren herangetragen werden, die in irgendeiner Weise am Ergebnis desselben interessiert sind. Das Schriftstück bestreitet, dass Sektion 1008 des AHRA die Napster-User und die Firma selbst vor der Anklage der Copyright-Verletzung schützen könne.
Es wird hauptsächlich mit der Tatsache argumentiert, dass diese Sektion des ARHA sich auf Geräte bezieht, die dazu bestimmt sind, Kopien herzustellen, während ein PC nicht als "Digital Audio Recording Device" bzw. als analoges Gerät definiert werden kann.
Außerdem gestattet und schützt ARHA die private, nicht kommerzielle Kopie von Inhalten, die vom Copyright geschützt sind, nicht aber deren öffentliche Verbreitung. Ist letzteres der Fall, verlangt ARHA die Zahlung einer Nutzungsgebühr, die weder Napster noch dessen User bezahlen könnten, da sie den Konstrukteuren oder Importeuren von "Digital Music Recordings"-Geräten vorbehalten ist.

Der Amicus Brief erschien einen Monat vor der vorgesehenen Urteilsfällung des Falls RIAA gegen Napster; er heizte die Auseinandersetzungen einiger exponierter Gegner der demokratischen Regierung an, die sich mit dieser Veröffentlichung die Sympathie der Schallplattenindustrie sicherte.

Die Polizei der Oklahoma State University kam mit einem Durchsuchungsbefehl zu einem Studenten und konfiszierte einen Computer sowie andere Ausrüstungsgegenstände; die Polizisten hatten einen Brief der RIAA erhalten, der besagte, dass "ein Individuum auf dem Campus Copyright-geschütztes Material in Umlauf bringt". Die Hochschule konnte den verantwortlichen Studenten identifizieren, da RIAA die IP-Adresse weitergeleitet hatte. Ein Sprecher der Oklahoma State University sagte, über 1.000 Alben seien durchsucht worden.

Secure Digital Music Interactive (SDMI) entwickelt ein System gegen Raubkopien, das als "watermark" bekannt ist: es geht im Prinzip darum, in das Musikdokument Schutzcodes einzufügen, die nur mit einem passenden Schlüssel zu entziffern sind, ohne den man das Lied nicht anhören kann. Um zu prüfen, wie sicher dieses System wirklich ist, hat die SDMI eine Belohnung von 10.000 Dollar für jeden ausgesetzt, der "watermark" erfolgreich knackt.

"Dies ist eine Einladung; zeigt, was Ihr könnt, verdient Euch das Geld, und helft dabei, die Zukunft der Wirtschaft der digitalen Onlinemusik zu gestalten. Die Secure Digital Music Initiative ist eine Initiative verschiedener Industriezweige, die einen sicheren Rahmen für den digitalen Umlauf von Musik entwickeln wollen. SDMI-geschützter Inhalt soll eingebettet werden in ein unhörbares, robustes watermark oder wird andere Techniken anwenden, die dazu dienen, unautorisierte Kopien, File-sharing und den Gebrauch digitaler Musik zu verhindern. Wir sind gerade dabei, Technologien zu testen, die einen solchen Prozess ermöglichen. Sie müssen verschiedene Tests durchlaufen; sie dürfen nicht hörbar sein, müssen robust sein und auf verschiedenen Platforms einschließlich PCs laufen. Auch von Euch sollen sie getestet werden. Also hier die Einladung: greift diese Technologien an. Knackt sie" (aus einer offiziellen SDMI-Erklärung).


Der Fall Felten gegen SDMI

Edward Felten, Professor für Informatik an der Universität von Princeton, entschied sich, der Herausforderung nachzukommen. In kurzer Zeit gelang es ihm und seinen Mitarbeitern, vier der sechs "watermark"- Schutzvorrichtungen zu verletzen. So bewies er die Schwäche des SDMI-Systems. Felden hätte nun 10.000 $ für jeden entkräfteten "watermark" kassieren können. Die Regelung des Wettbewerbs sah jedoch vor, dass alle Informationen bezüglich möglicher Verletzungen der "watermarks" nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürften.
Felten verzichtete auf seinen Preis: "Ich glaube, dass die Öffentlichkeit, Musiker und Komponisten ein Recht haben zu wissen, ob die Technologie, die sie kaufen müssen, funktioniert oder nicht. Das könnte auch ein äußerst gefährlicher Präzedenzfall sein ...". Er entschied sich, im folgenden April die Dokumentation öffentlich bei der Hiding Workshop Conference von Pittsburgh zu präsentieren.In einem Brief teilte SDMI Felten mit, dass die Veröffentlichung des Materials eine Verletzung des Digital Millenium Copyright Act (DMCA) bedeuten würde, der die Verbreitung von Informationen verbietet, die, auch indirekt, die Verletzung geistigen Eigentums begünstigen könnten. Pittsburgh wurde gestrichen. Edward Felten und seine Mitarbeiter (unterstützt von der Electronic Frontier Foundation) entschieden sich, den Rechtsweg zu gehen mit der Begründung, ein solcher Gebrauch des DMCA würde die Redefreiheit, die im ersten Amendment der Verfassung gewährleistet ist, einschränken.
Edward Felten verlor den Prozess. Die akademische Welt, solidarisch mit Felten, bezeugte lebhafte Sorgen um die möglichen zukünftigen Konflikte zwischen den Gesetzen zur Verteidigung geistigen Eigentums und der Freiheit der Forschung und wissenschaftlichen Veröffentlichung.


Oktober 2000. Letzte Runde zwischen Napster und RIAA. Am 3. Oktober wird die Entscheidung im Berufungsverfahren erwartet, aber der Richter möchte noch einmal die Parteien anhören- das Urteil wird nicht gesprochen.

Bertelsmann, eine der größten Plattenfirmen, die von der RIAA vertreten werden, zieht sich aus dem Prozess zurück und schließt einen Vertrag mit Napster.
Bertelsmann wird Kapital in Napster investieren und den Zugang zu seinem Musikkatalog freigeben. Der Service wird nicht mehr gratis sein, aber eine reguläre Zahlung der Urheberrechte ermöglichen. Napster wird die Technologie zur Verfügung stellen und ein Zahlungssystem entwickeln, das von der BeCG (Bertelsmann e-Commerce Group: neuer Sektor des elektronischen Geschäfts bei Bertelsmann) finanziert wird.
Die deutsche Gruppe wird die wertvolle Napster Community erben: Millionen von Usern.
Die neuen Partner laden die anderen Musikhäuser dazu ein, an ihrer Initiative teilzunehmen.
Die problematische Napster-Angelegenheit scheint möglicherweise zu einer Lösung gekommmen zu sein. Viele Fragen bleiben jedoch offen, so z.B.: "Wird die Napster Community bereit sein, einen Service zu bezahlen, der bis vor kurzer Zeit noch gratis war? Wird sie intakt bleiben oder sich genauso spontan auflösen, wie sie sich gebildet hat?". Im Chat der Napster-Swappers sind dies die häufigsten Fragen.

Februar 2001. Das Gericht modifiziert das Urteil vom Juli 2000, das die Schließung von Napster vorsah: die "filenames" der Copyright-geschützten und von Usern geteilten Songs sollen gefiltert werden durch Bindung an die Serviceleistung. "Swappers" können nicht mehr illegale Stücke austauschen, weil die Suchmaschine sie nicht finden kann.
Der Filter ist ab März aktiv, aber nicht ausreichend ausgeklügelt. Die "Swappers" lösen das Problem mit banalen Methoden der Verunstaltung von filenames; so wird "Britney Spears" zu "Bitney Sears" oder "Brritney Sppears". Aimster stellt einen "Pig Latin Encoder" zur Verfügung, der das Ganze erleichtert: "Madonna" wird zu "adonnaM".
"Napster scheint den porösesten Filter ausgesucht zu haben, der aufzutreiben war ... Er funktioniert nicht, wird nie funktionieren und Napster sollte gezwungen werden, einen wirksamen Filter einzurichten oder die Filtermethode zu ändern", sagt Hilary Rosen (Präsidentin der RIAA). Napster erwidert, dass RIAA schließlich auch nicht die versprochene Zusammenarbeit geleistet hätte.
In der Zwischenzeit erscheint ein Bericht in Wired, der besagt, dass die Besucherfrequenz bei Napster um 60% zurückgegangen ist.
Am 2. Juli geht Napster endgültig offline, um die Firma für den neuen Bezahlservice zu restrukturieren.
Im September kommen Napster und die "National Music Publishers" überein, dass Napster 26 Millionen Dollar für die bereits verursachten Copyright-Schäden und 10 Millionen Dollar für die zukünftigen Rechte zahlen wird.
Im Mai 2002 kauft Bertelsmann Napster für 8 Millionen Dollar. Zwei Wochen später meldet Napster Insolvenz an.

"O'Reilly Peer-to-Peer Conferences" finden vom 14. bis 16. Februar in San Francisco statt. Über 90 Redner nehmen an der Debatte teil. Zu den Teilnehmern gehören: Ray Ozzie (Groove), Ian Clark (Freenet), Johnny Deep (AIMster), and Gene Kan (Gnutella) Clay Shirky (Napster) Lawrence Lessig (expert lawer).

"After Metallica and Dr. Dre, another famous exponent of the music business joins the anti-Napster party. Neil Young states he will not perform tracks live from his forthcoming album to prevent them from starting to circulate on Napster: -I don’t want people being able to listen to my music if I’ve decided otherwise-" [2].


Beeinträchtigt Napster den Plattenverkauf?

Die RIAA begründet den Zusammenbruch der Profite von Musikhäusern mit der Praxis des MP3-Sharings.
Die am schlimmsten betroffenen Produkte sind Single-CDs, die im Jahr 2000 nahezu 40% Einbußen im Vergleich zum Vorjahr erlitten. Eine von der RIAA in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 23% der Interviewten keine CDs kaufen, weil sie Peer-to-Peer betreiben. Im Mai 2001 veröffentlicht Jupiter Research eine neue Statistik zum Thema: die unter 3.319 Personen durchgeführte Studie deckt auf, dass 34% der regelmäßigen MP3-Swapper mehr CDs kaufen als je zuvor, und nur 14% haben aufgehört, überhaupt CDs zu erwerben. Jupiter Research zufolge sind die Verkaufszahlen 2000 zusammengebrochen wegen Audiotapes, Single-CDs, Audiotape-Kompilationen, Vinylschallplatten und Musikvideos. Es wurden 3% mehr CDs verkauft; wahrscheinlich entspricht das nicht den Erwartungen der Musikindustrie.Andere begründen den Verkaufskollaps mit den übertriebenen Preisen für CDs.


Mit der Unterstützung von Barry White, George Clinton Liz Phair, De La Soul, Lil' Kim, Ziggy Marley, Chuck Berry and Exene Cervenka verbreitet Apple in den USA Anzeigen mit dem Slogan "Klauen, Mischen, Brennen" [2].

Der Musiker Manu Chao stellt fest: "Napster ist vielleicht ein Problem für Musiker, die nicht von ihrer Musk leben können. Aber ich verstehe nicht, warum, eine Band oder ein Künstler, wenn sie bereits bekannt sind, so ein Theater deswegen veranstalten. Wir haben schließlich genug Geld zum Leben" [2].

Das Virus: "Song-Swapping".

Während des Rechtsstreits um Napster entsteht neben den zahlreichen, immer üblicheren und effizienteren Gnutella-Klonen (Limewire, Bearshare, Gnucleus ...) auch Opennap (opennap.sourceforge.net). Opennap ist die Open Source-Version des Napster-Servers, die zwar völlig unabhängig von napster.com entwickelt wurde, aber trotzdem ein identisches "zentralisiertes" Protokoll benutzt. Jeder kann Opennap installieren und den Service anbieten, den bis kurze Zeit vorher nur napster.com stellen konnte. Opennap ermöglicht das Teilen von MP3 wie auch allen anderen Dokumenttypen. Um mit dem eigenen Napster-Client auf den Server zugreifen zu können, benutzt man den Napigator, eine kleine Software, die man auf der Site napigator.com herunterladen kann - sie bietet eine aktualisierte Liste der Opennap-Server. Der Erfolg des Napster-Napigator stellt sich sofort ein. Später werden neue Clients entwickelt, die Opennap direkt anwenden, ohne die Hilfe von Napigator. WinMX ist der erfolgreichste unter ihnen.

Die RIAA verschickt an die sechzig Rechtsbelehrungen an Internetservice-Firmen, die Opennap-Server nutzen.

"Audiogalaxy" entsteht, ein zentralisierter Peer-to-Peer-Service für Musikdokumente im MP3-Format. Der Zugang zum Suchdienst erfolgt in einem Interface auf der Site audiogalaxy.com. Installiert man die kleine Software "satellite", kann man eigene Songs mit anderen Usern teilen. Die enorme Menge an Dokumenten, auf die zurückgegriffen werden kann, sichert den sofortigen Erfolg.

März 2001. Eine niederländische Gruppe entwickelt ein neues kommerzielles Peer-to-Peer-Protokoll: FastTrack. Seine "dezentralisierte" Struktur ähnelt der von Gnutella, aber das Leitungssystem der "metadata" (der Index, mit dessen Hilfe man die gemeinsamen Files finden kann) ist raffinierter.
Drei neue "Zwillingsprogramme", die auf FastTrack basieren, stehen zur Verfügung: KaZaA, Morpheus und Grokster. Das erste gehört den Besitzern von FastTrack, das zweite der kalifornischen MusicCity, die, bereits bekannt als wichtiger Opennap-Dienstleister, auf FastTrack umsteigt, weil sie von der RIAA angegriffen wird.
Das Protokoll erlebt einen baldigen Erfolg: im Juni hat es bereits 300.000 User. Unter den gemeinsamen Files beginnen außer den zahlreichen MP3 und anderen Dokumentenarten auch zahlreiche Filme im DivX-Format zu erscheinen.
FastTrack ist ein Joint Venture von Sharman Networks, der AltNet (bekannt als Brilliant Digital) und Joltid (bekannt als KaZaA BV). Die Firmensitze der Eignergesellschaften von FastTrack sind in der ganzen Welt verteilt. Das verkompliziert den Ablauf eventueller rechtlicher Schritte.


Ein großes directory von allen.

FastTrack, Audiogalaxy, opennap, Gnutella und die große Vielfalt an Protokollen und Clients, die zur Verfügung stehen, werden häufig von ein und demselben File-Swapper gleichzeitig benutzt, der dazu neigt, die Dokumente auf seinem Computer in einem einzigen directory anzuordnen. Eine von der Technologieart des Peer-to-Peer unabhängige "Austauschzone". Eine enorme Datenbank mit digitalisierten und jedermann zugänglichen Inhalten. Man könnte sagen: "Eine neue, spontane soziale Praxis, eine neue Kultur". Aber auch: "Eine illegale Praxis, ein zu bekämpfendes Laster." Verschiedene Betrachtungsweisen eines mittlerweile sichtbar verwurzelten Phänomens.


Oktober 2001. Bei der Versammlung des Supreme Council der USA zur Approbation des "Terrorist Act" schlägt die RIAA vor, in den "Terrorist Act" einen Zusatz zur elektronischen Piraterie einzufügen. Dazu kommt es nicht. Der Council beschränkt sich darauf, die Kontrolle über Telefonleitungen und die Überwachung des Netzes zu erleichtern.

Die RIAA und Motion Picture Association of America (MPAA) erheben Anklage gegen KaZaA, Morpheus und Grokster, die P2P-Softwares, die das Protokoll FastTrack benutzen. KaZaA stammt aus den Niederlanden und gehört zu FastTrack, Grokster kommt aus der Karibik, Morpheus ist die einzige Software aus den USA, sie gehört zu MusicCity.

November 2001. Als Antwort auf die Sammelklage von Buma/Stemra, einer niederländischen Organisation zur Verteidigung der Urheberrechte, und Dutch wing of the International Federation of the Phonographic Industry kündigt das Gericht von Amsterdam im November 2001 die Schließung von KaZaA an. Strafe bei Missachtung: 40.000 Dollar täglich. KaZaA hat zwei Wochen Zeit, dem Folge zu leisten.
Im Dezember verweigert sich KaZaA dem Urteil.

Januar 2002. KaZaA unterbricht zeitweise den Service. Es wird an Sharman Networks verkauft, eine australische Gesellschaft, aber der Besitz des FastTrack-Protokolls bleibt unverändert.

März 2002. In der Berufungsinstanz wird das Urteil in den Niederlanden widerrufen: KaZaA ist nicht schuldig. Die Verantwortung liegt allein bei den Usern: den File-Swappers.

Morpheus, der FastTrack-Client von MusicCity,funktioniert nicht mehr und erklärt, von unbekannter Seite eine Denial of Service-Attacke (DoS) erlitten zu haben.


Denial of Service (DoS)

Denial of Service ist eine Klasse von Informatikangriffen, die über ein Computernetz aktiviert werden können. Das Ziel einer DoS ist, einen Netzservice zu unterbrechen. Benutzt man bestimmte Techniken, wird der "Zielservice" durch eine zu hohe Anzahl an Zugriffen überlastet.


Morpheus entscheidet sich, das Besitzprotokoll FastTrack zugunsten eines auf Gnutella basierenden Open Source-Systems aufzugeben.
Es handelte sich aber gar nicht um eine DoS-Attacke: FastTrack erklärt, Morpheus geschlossen zu haben, Grund: "Die Rechnungen wurden nicht bezahlt".

Viele Hochschulen der USA rücken von der allzu repressiven Haltung gegenüber File-Swapping der Studenten ab: "Im Prinzip sind Studenten unsere Kunden, und wir müssen versuchen, sie glücklich zu machen." (Russell Taylor, Lees-McRae College).

April 2002. Die RIAA erklärt, das Phänomen der Piraterie sei in Anbetracht der Verhaftungen und Strafurteile in starkem Aufschwung.
Sie verlangt die Gründung eines Fonds, um ein Programm namens Computer Hacking and Intellectual Property (CHIP) zu entwerfen und Teil der Rechtsabteilung im Kampf gegen digitale Verbrechen zu werden.

"At the ceremony of the Grammy Awards, considered the music business version of the Oscars, Michael Greene, president of the Recording Academy organizing the event, focuses his opening address on internet and attempts to rally opinion against free swapping, stating that "without a doubt, the most insidious virus is illegal music downloading from the net (...) Its defenders offer myriad excuses. This exchange of music files is pervasive, out of control and really criminal". He then introduces three students, stating that in two days they downloaded 6.000 tracks and are the proof that the entire music system is at risk" [2].

"A study by market research company Ipsos-Reid, states that only 8% (per cent) of Americans over the age of twelve downloading music from the internet have paid to get it. Further, 84% (per cent) of the same sample (some four/fifths) state that they would not pay for music downloaded from the net even if the technical means to exchange it free did not exist. Together with these results, however, there are others countering the trend re: CD purchases. 81% (per cent) of those interviewed state that their compact disc purchases have remained the same or have gone up since they began downloading music from the net. Further, 84% (per cent) use internet not only to download files but to listen to previews in streaming, read song lyrics or information on tours by their favourite artists and use search engines to find bands’ sites and how to purchase their CDs. Half of them purchased a CD on the basis of information only obtained on the net (text or sound). Finally, a third of those interviewed changed their favourite genre since starting to download music and a slightly smaller percentage consequently changed radio listening habits" [2].

FastTrack registriert 20 Millionen User, zwischen 1 und 2 Millionen Swappers, die gleichzeitig untereinander verbunden sind.

Mai 2002. KaZaA trifft ein Abkommen mit Verizon. Ziel soll sein, eine Strategie zur Überwindung der RIAA auszuarbeiten und die Urheberrechte direkt an die Autoren zu zahlen.

RIAA geht gegen Audiogalaxy vor. Die zentralisierte Struktur des Service macht es genau wie Napster vom rechtlichen Standpunkt aus sehr verwundbar. Innerhalb weniger Wochen wird der Service geschlossen. Die Swappers von MP3 erinnern sich an ihn als einen der effektivsten song-sharing-Dienste.

Juni 2002. Die Vertreter der Distrikte von Kalifornien und North Carolina, Howard Berman und Howard Colbe, bringen im Kongress in Washingten einen Vorschlag auf die Tagesordnung, der "Berman’s Bill" genannt wird. Es handelt sich um die Reglementierung und Legalisierung von Attacken, DoS oder anderer Art, die von einer Person oder Firma ausgehen, die die eigenen Urheberrechte verteidigen möchte und sich gegen Computer und Dateien bestimmter Peer-to-Peer-Netzwerke richtet. Der Copyright-Eigentümer soll also Selbstjustiz üben dürfen.
Die Initiative stößt auf tiefe Zweifel und erregt viel Polemik: der legale Konsument von Musik und der Swapper sind oft ein und dieselbe Person. Ist eine Firma, die ihre eigenen Kunden bestraft, ein gutes Marktmodell?
RIAA beglückwünscht Barman zur Initiative.
Eine amerikanische Gesellschaft, die MediaForce, bietet nun Firmen einen Service an (MediaDecoy), die das Copyright der eigenen Werke verteidigen wollen.
Im Juli wird die Website der RIAA von unbekannten Hackern angegriffen (DoS) und außer Gefecht gesetzt.

August 2002. Viele Internet-Service Provider (ISP) erklären ihr Nichteinverständnis mit "Berman’s Bill" und verkünden, ihre eigenen Kunden schützen zu wollen.


High Fidelity MP3

Im Jahr 2000 hat Texas Instruments Burr-Brown gekauft, eine amerikanische Firma, die DAC (Digital to Analog Converter) zum qualitativ hochwertigen Abspielen von CDs produziert.

Die exzellenten Leistungen dieser Chips beim Lesen der MP3-Formate überzeugen viele begeisterte Hi-Fi-Anhänger.
"Stell Dir vor, Du kaufst nie wieder eine CD oder eine Kassette. Kein Zischen, kein Springen, kein Nichts. Zu den interessantesten neuen Dingen im Internet gehört der Download von Musik. MP3-Dateien schwirren zu Hunderttausenden durchs Netz. Hersteller produzieren Pläne. Die gesamte Musikwelt verändert sich. Dies schafft enorme Wachstumschancen für die Firmen, die zuerst kommen." (Texas Instruments. Internet audio: Overview).
Die Chips kosten pro Stück etwa 4 Dollar.


September 2002. Das Problem des Konflikts zwischen dem Schutz des Copyrights und dem Song-Swapping-Phänomen beginnt auswegslos zu erscheinen. Die Wege der digitalen Sicherheit (SDMI)und der Repression (Prozesse, Gesetzesänderungen) haben sich als ineffizient, teuer und unpopulär herausgestellt.
Die RIAA entscheidet, in einer Antipiraterie-Kampagne auf die Gefühle der Song-Swappers zu spekulieren, die in den wichtigsten landesweiten Tageszeitungen erscheint: "- Wen gehen illegale Downloads wirklich etwas an? - Künstler und Songwriter jeglicher Stilrichtung gegen das illegale Kopieren..." (musicunited.org).
"Raubkopien entziehen Songwritern, Produzenten und Künstlern die Anerkennung des gemeinsamen Geschenks der Musik." Trisha Yearwood.
"Unsere Industrie muss eine starke Position einnehmen gegen den Diebstahl unserer Werke, unserer Musik, ansonsten werden sie so billig wie Müll auf der Straße." Stevie Wonder.
"Künstler und Komponisten- vor allem jüngere- werden keine Chance haben, zukünftig Musik zu machen, wenn ihre Aufnahmen einfach so gestohlen werden." Luciano Pavarotti.
"Lasst die Schwarzhändler links liegen, und Ihr pflastert den Weg für die nächste Unternehmergeneration." Missy Elliott.
"Genauso gut kann man in einen CD-Laden gehen, die CDs in die Tasche stecken und ohne zu bezahlen rausgehen." Mark Knopfler
"Würdest du in einen CD-Laden gehen und eine CD stehlen? Es ist genau das gleiche, wenn Leute im Computer unsere Musik stehlen." Britney Spears.
"Es sieht vielleicht ganz harmlos aus, aber immer, wenn man illegal Musik herunterlädt, wird ein Songwriter nicht bezahlt. Und immer wenn man die neue Musik mit seinen Freunden hin und herschiebt, verliert ein neuer Künstler seine Chance. Du hast es in der Hand. Unterstütze die Musik, aber stiehl sie nicht!" Dixie Chicks.
"Ein Album zu machen ist Teamarbeit, wenn also jemand eine Platte raubkopiert, schadet das nicht nur dem Künstler, sondern auch seinen Mitarbeitern, den Co-Producern, Co-Writern und Musikern. Sagt nein zum Raubkopieren." Shakira.
"Ich liebe Musik. Ich liebe auch das Internet. Leider ist mit dem Internet auch die Piraterie gekommen. Sie ist schlecht für die Musik. Was kann ich tun, um sie aufzuhalten? Mich weigern mitzumachen, so einfach ist das." Joshua Bell.
"Wir betrachten das wirklich als Diebstahl, das ist für uns ganz klar; entweder bezahlt man es oder man zahlt nicht. Ihr zahlt nicht." Nelly. - Es folgen die Unterschriften von 79 anderen Künstlern und Autoren.

Nur zwei Monate vorher hat der Musiker David Bowie der New York Times ein Interview gegeben: "Ich habe keine Ahnung, warum ich in ein paar Jahren noch bei einem Label sein sollte, weil ich nicht glaube, dass es dann noch so funktioniert, mit Labels und Verteilungssystemen ... Die absolute Veränderung all dessen, was wir jemals über Musik gedacht haben, wird in den nächsten zehn Jahren vonstatten gehen, und nichts kann sie aufhalten. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man behaupten kann, das würde nicht passieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass es in 10 Jahren kein Copyright mehr geben wird, und genauso wird es Urheberschaft und geistigem Eigentum ergehen ... Musik wird wie Wasser oder Strom sein ... So ist es, nutze diese letzten Jahre, nichts davon wird wiederkehren. Am besten geht man viel auf Tour, nur da erlebt man noch einzigartige Situationen. Es ist verdammt aufregend. Andererseits ist es egal, ob man es nun aufregend findet oder nicht: es wird so oder so geschehen."
Schon zwei Jahre vorher hatte sich David Bowie als Fürsprecher von MP3 und Napster erklärt. Wie er haben sich auch andere, unterschiedlich berühmte Künstler aus verschiedenen Genres und Generationen für das Song-Swapping ausgesprochen; für sie ist es eine Öffnung für neue Verbreitungsmöglichkeiten eigener Werke und wie ein direkter Kommunikationskanal zu den eigenen Fans: so John Flansburgh von den They Might Be Giants (TMBG), Chuck D von Public Enemy, Colin Greenwood von Radiohead oder Princess Superstar, um nur einige wenige zu zitieren.
Auf der Site der Electronic Frontier Foundation (EFF) veröffentlicht die Band Negativland im Januar 2002 eine lange Erklärung mit dem Titel: "In Support of Peer-to-Peer File Sharing".

Oktober 2002. Gnutella 2 entsteht. G2 ist ein Neuanfang für das Gnutella-Network: ein offenes und flexibles Protokoll, entworfen, um neue und zukünftige P2P-Technologien zu unterstützen. Genaue Spezifizierungen werden bald erhältlich sein. Bis dahin möge es ein Blick auf shareaza.com tun.



[1] Ludovico Alessandro, Suoni Futuri Digitali, Apogeo, 2000
[2] Neural.it, http://www.neural.it
[3] Haring Bruce, Beyond the Charts, OTC Press, 2000


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